Im zweiten Teil zur Wiederverzauberung der Welt habe ich unser heutiges westliches Weltbild unter die Lupe genommen. Damit wir klar beleuchten, woran wir heute glauben. Beziehungsweise, was uns die Wissenschaft, Medien und Konzerne erzählen, woran wir zu glauben haben.
Da sind tiefe Konditionierungen aufgetaucht, die wir hinterfragen dürfen, weil sie bei Tageslicht ziemlich verrückt klingen!
Aber seit wann erzählen wir uns die Geschichte von einer Welt der toten Materie, in der es keinen Platz für Intuition, Seele, Magie und Gefühle gibt?
Das möchte ich dir hier im dritten Teil kurz erzählen:
Bis vor ca. 400 Jahren hatte der Mensch eine ganzheitlichere Sicht der Welt. Gott und seine Schöpfung waren nicht getrennt, der Mensch war Teil der Natur. Er lebte in deren Rhythmen und Zyklen statt in der getakteten linearen Zeit, die wir heute als so selbstverständlich für wahr befinden.
Es gab keine Trennung zwischen Wissenschaft und Religion, zwischen Geist und Materie. Alles war Teil eines großen beseelten, bewussten, lebendigen Ganzen. Es gab eine innere Einheit, die wir heute noch in einigen indigenen Kulturen wiederfinden. Die Wirklichkeit wurde im Außen zwar sichtbar, hatte seine Wurzeln jedoch in der inneren Welt.
Eben jene Einheit und Zusammengehörigkeit, nach der wir uns heute im tiefsten Inneren sehnen. Eine Verbundenheit und Verwurzelung, in der auch Platz für das Geheimnisvolle, für das Nicht-Greifbare ist, das den Zauber des Lebens ausmacht.
„Denn die tote Welt ist nur ein winziger Bruchteil des Ganzen. Die Welt ist schon verzaubert – wirklich, hier, jetzt! Jeder Baum, jeder Stein, jeder Stern, ja der Raum selbst hat Bewusstsein und die Energie des Lebens. Es ist uns gegeben, das zu fühlen.“ Jeremy W. Hayward
Wie die Welt entzaubert wurde, ist ein sehr komplexer Prozess, den ich hier nur in wenigen Punkten zusammenfassen kann.
Wer sich für mehr Hintergrundwissen interessiert, dem lege ich die Bücher unten in der Quellenangabe ans Herz. Sie lohnen sich!
Die Entzauberung der Welt begann spätestens 1347, als die Pest nach Europa kam und eine tiefe Unsicherheit in der Bevölkerung auslöste. Die Beherrschung der Natur versprach Sicherheit. Schleichend wurde die Natur Stück um Stück ihrer Heiligkeit beraubt und zu einem weltlichen „Ding“.
Mit René Descartes (1. Hälfte 17. Jahrhundert) begann der Riss zwischen Gott und Schöpfung, Geist und Natur, Mensch und Gefühl deutlich sichtbar und unaufhaltsam größer zu werden. Vielleicht kennst du seinen berühmten Ausspruch „Ich denke, also bin ich!“.
Descartes kann als Begründer des mechanistischen Weltbilds und der „modernen“ Wissenschaft angesehen werden. Sein oberstes Prinzip war der Zweifel. Vor allem zweifelte er an unseren Sinnen. Und er erkannte nur das als wahr an, was man messen und sichtbar nachweisen kann.
Er trennte den Geist von der Welt. Gott war irgendwo „da oben“, er hatte aber keinen Einfluss mehr auf die Schöpfung.
Körper funktionierten mechanisch und wurden von Descartes allen Bewusstseins und Gefühls abgesprochen.
Und da der Welt ihre Lebendigkeit und Bewusstheit genommen war, konnte sie jetzt als tote Materie nach Lust und Laune ausgebeutet werden.
Dazu konnte die Kirche keinen Einspruch erheben, denn Gott und Seele existierten ja weiterhin, aber eben nicht mehr in der Natur und im Körperlichen.
Wichtig ist für dich zu verstehen, dass sich dies ein Mensch ausgedacht hat. Er hat Glaubensmodelle erschaffen, die nur in seinem Kopf stattfanden!
Immer neue Entdeckungen wurden gemacht, unter anderem die der Schwerkraft (Newton). Der Mensch konnte so das Universum erklären, ohne dass dafür Seele oder Geist gebraucht wurden. Niemand hat je bewiesen, dass es keine Engel, Seele und Magie gibt. Sie wurden halt bequemerweise aus allen Modellen ausgeschlossen, da sie keinen Platz darin fanden.
Und noch etwas ist wichtig, sich klar zu machen:
„Die Wissenschaft wurde gegen die magische Welt ausgespielt, aber sie könnte ebenso gut für sie sprechen. Das Problem liegt nicht in der Wissenschaft selbst, sondern darin, dass die Tote-Welt-Geschichte, in die Sprache der Wissenschaft gekleidet, stets im Interesse religiöser, kommerzieller, politischer und anderer Glaubenssysteme erzählt wurde.“ Jeremy W. Hayward
Spätestens seit der Industrialisierung haben wir in kürzester Zeit uraltes Wissen über unsere Kultur, die Rhythmen und Zyklen der Natur und unsere Intuition verlernt und vergessen.
Wie es weitergeht, kannst du dir ja vorstellen. Die Wissenschaft begann ihr Modell auf alle Bereiche des Lebens auszudehnen. Was laut dem Prince of Wales in seinem Buch „Harmonie“ ein Problem ist, denn sie „kann weder Glaubenserfahrungen noch den Sinn des Lebens erfassen“. Und weil die Wissenschaft „alle Rollen spielen“ will, auch die, für die sie gar nicht geeignet ist, haben wir die Weltsicht, die wir heute als wahr akzeptieren.
„Wir haben uns mit einem einseitigen, materialistischen Denkansatz abgefunden, der sich nicht dadurch auszeichnet, dass er möglichst viel einschließt, sondern dass er alles ausschließt, was sich materiell nicht messen lässt.“ Prince of Wales
Die Probleme, die daraus entstanden sind, kennst du: Das Gefühl von Sinnlosigkeit, Einsamkeit, Isolierung. Eine der Magie beraubte Welt, die Sehnsucht nach den Gefühlen aus Kindertagen. Es geht um Konkurrenz und Gewinnmaximierung (hast du dich mal gefragt, wozu?). Umweltzerstörung. Gefühlskälte. Der Mensch ist zur Arbeitsmaschine geworden. Persönliche Bedürfnisse und Empfindungen spielen in der Arbeitswelt keine Rolle. Der Mensch muss funktionieren, tut er das nicht, gibt es ja die passenden Medikamente…
Um diese und weitere Probleme zu lösen, zeigen sowohl Jeremy W. Hayward, als auch der Prince of Wales und Andreas Weber in ihren Büchern auf, wie wichtig es ist, die „Wiederherstellung einer spirituellen Einstellung zum Leben“ wieder mit in das Weltbild einzufügen.
Ziel ist es natürlich nicht, wieder ins Mittelalter zurückzukehren. Vielmehr dürfen wir die Erkenntnisse der Wissenschaft mit der spirituellen Daseinsebene verbinden.
Ich hoffe, dieser (sehr) kurze Abriss in die Geschichte der Entzauberung der Welt hat dir gezeigt, dass unser heutiges Weltbild nicht in Stein gemeißelt ist. Es ist von Menschen erfunden worden, die damit mehr oder weniger eigene Interessen verfolgten.
Und es können Menschen sein, die daran interessiert sind, die Welt wieder ins Gleichgewicht, in „Harmonie“ zu bringen, die die Welt wieder verzaubern.
Denn, wie ich bereits in Teil 1 schrieb:
Wir waren nie getrennt. Wir sind immer noch verbunden. Das ist die gute Nachricht.
Wege und Lösungen gibt es zuhauf. Und das liegt mir am Herzen: Dir Methoden und Wege an die Hand zu geben, mit der du persönlich deine Welt wiederverzaubern kannst.
Damit du ein sinnerfülltes, tiefes, magisches, glückliches Leben führen kannst. Und natürlich ist es möglich, gleichzeitig deinen Alltag erdverbunden „normal“ weiter zu leben.
Schau deshalb regelmäßig in diese Kategorie „(Re)Enchantment“ rein, ich verspreche dir spannende Artikel, die dir im wahrsten Sinne des Wortes ein „magisches“ Leben ermöglichen.
Beitragsbild: Pixabay
Quellen:
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Jeremy W. Hayward (2006): Liebe, Wissenschaft und die Wiederverzauberung der Welt, Arbor Verlag
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The Prince of Wales mit Tony Juniper & Ian Skelly (2010):Harmonie – Eine neue Sicht unserer Welt, Riemann Verlag
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Andreas Weber (2007): Alles Fühlt – Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften, BvT Verlag